Roboterhund hilft bei Baustellen-Dokumentation

„Der beißt nicht“ – beruhigt wagt sich der Pfiffikus an den Roboterhund heran. Spot ist eine Entwicklung des US-Unternehmens Boston Dynamics. Fortan könnte er häufiger auf Baustellen zum Einsatz kommen. Bisher hatte der 73 kg schwere Vierbeiner zig andere Jobs: Er hütete Schafe in Neuseeland, half der Feuerwehr und lief für die NY-Polizei Streife.

„Da ist der für den Einsatz auf dem Bau bestens gerüstet“, schmunzelt der Pfiffikus. Denn auf der Baustelle läuft nicht immer alles wie geplant. Um ehrlich zu sein: Das tut es eher selten. Der besten Vorplanung zum Trotz ist das reelle Endprodukt nicht das, was ursprünglich auf dem Papier gezeichnet war. Der Pfiffikus kann ein Lied davon singen. Zum Beispiel, wenn er Jahre nach der Fertigstellung eines Auftrages ein Kabel oder eine Rohrleitung erneuern muss und sie hinter der Wand nicht dort vorfindet, wo sie laut Plan eigentlich sein sollte. Spot soll jetzt die Baustellendokumentation revolutionieren, meldet Drees & Sommer SE. Das auf Bau und Immobilien spezialisierte Beratungsunternehmen testet den Roboterhund gerade auf Stuttgarter Baustellen.

Gassi duch den Rohbau

Während der hundeähnliche Roboter seine Runde über die Baustelle dreht, sucht er nicht nach einem Baum, sondern scannt alle Bestandteile des Gebäudes. Da die gesetzlichen Rahmenbedingungen gegen autonome Laufwege sprechen, wird Spot derzeit via Tablet in alle Winkel der Baustelle gesteuert. Er könnte aber auch selbstständig Gassi gehen – Treppen, herumliegende Zementsäcke oder Bretter seien für ihn kein Problem.

„Sehen“ kann die Entwicklung mittels Laserscanner der Firma Faro, die eine 360-Grad-Ansicht ermöglichen. „Deren Laserstrahlen tasten alle Oberflächen ab und erzeugen ein Netz aus Millionen einzelner Punkte. Dabei entsteht eine sogenannte Punktwolke – eine millimetergenaue, geometrisch exakte Abbildung der Umgebung, die als Grundlage eines digitalen Zwillings dient. Der Soll-Ist-Abgleich aus Planung und tatsächlichem Baufortschritt soll somit erleichtert werden“, heißt es.

Männchen machen mal anders

Spot ist äußerst gut erzogen – sogenannten „No Go“-Zonen weicht er konsequent aus. Damit stellen seine Auftraggeber sicher, dass er nicht aus ungesicherten Fensteröffnungen o. ä. fällt. Das ist auch gut so, denn der Vierbeiner ist rund 70.000 Dollar wert.   

Spot liefert mithilfe seiner gesammelten Daten die Grundlage für den digitalen Klon eines Gebäudes. „Ein visueller Bauplan entsteht, der die gesamte Baugeschichte zu jedem einzelnen Zeitpunkt dokumentiert“, meldet Drees & Sommer SE. Und diese Geschichte ist lückenlos dokumentiert; Spot wird nie krank, braucht keine Pausen (außer wenn sein Akku leer ist) und lässt sich auch sonst nicht von der Arbeit ablenken – egal, welches Leckerli man ihm unter die Nase hält.

Die Zukunft der Baustelle

Den Pfiffikus erinnert das an Science Fiction. Demnächst werden wahrscheinlich auch Transformer die Arbeit am Bau übernehmen. Wohin führt die Künstliche Intelligenz auf der Baustelle? Diskutieren Sie mit auf unserem Blog!

Si-Redakteur Marcus Lauster hat Spot bereits entdeckt: auf der digitalBau Ende Mai 2022 in Köln. – © ml